Da wären wir. Beim zweiten Teil meines Messerückblicks, der Teil, der wie eine rabenschwarze Gewitterwolke über unsere Zeit in Leipzig kreist. Und ich übertreibe nicht. Echt nicht. Es war, als hätte es das Schicksal auf mich abgesehen oder als hätte ich zuvor meinen guten Freund Karma gehörig verärgert. Keine Ahnung, was es war, fast hätte es mir die Messe versaut.
Gehen wir zurück auf Anfang: Handy-Fail
Und zwar ganz auf Anfang zu Tag 1. Ihr denkt Euch: Kann denn da schon etwas schief gelaufen sein? Da hatte die Messe ja noch gar nicht geöffnet! Oh doch, kann und ist. Der Mitbewohner und ich kamen in Leipzig an, waren glücklich, da zu sein und natürlich wollte ich das sofort fotografisch festhalten. Ich zückte mein Handy und es stürzte ab. Kein Thema, das tat es schon eine geraume Weile. Pustekuchen. Als ich es erneut starten wollte, ging es wieder aus. Das Ende vom Lied: Nur mit Ladekabel funktionierte es wenige Sekunden. Ich stand kurz vor einem Herzinfarkt. Natürlich ist es kein Drama, wenn man ein paar Tage kein Handy hat. In meinem Fall schon, denn ich hatte zwei Instagram-Gruppen, über die ich mich mit meinen Lesern vor Ort verabreden und zusammenschreiben wollte. Aaaaaalso rasten der Mitbewohner und ich in die Stadt und kauften ein Handy. Im Hotel angekommen, musste ich dann feststellen, dass meine SIM-Karte nicht hineinpasste. Fuchsteufelswild fuhren wir dann am nächsten Tag NOCHMAL in die Stadt (das war nach unserem kurzen Buchmesse-Aufenthalt) und erklärten dem Verkäufer, dass man uns falsch beraten hätte. Der Verkäufer lachte uns aus und erklärte, dass wir versucht hatten, die SIM in den Schlitz für eine Speicherkarte zu schieben. Tja, relativ kleinlaut schaltete ich dann mein Handy an und siehe da, die SIM-Karte passte.
Schneegestöber und Verkehrschaos
Ich gebe zu, dass dieser Punkt, der so viele von Euch betroffen hat, mich am wenigsten tangiert hat. Aber ich als Schnee-Verabscheuerin (zumindest den, der auf der Straße liegt) war echt nicht begeistert, als es am Freitag dann in großen Flocken vom Himmel kam. Menno, wir hatten März und ich war auf Frühling eingestellt! Leider hatten dadurch viele Messegänger Probleme, einige erreichten Leipzig gar nicht erst. Ich war total traurig, dass Anna von Fuchsias Weltenecho stecken geblieben ist. Ich hätte ihr so gerne Blumenkopf unter die Nase gehalten, damit sie es für mich signiert. Schade, ein anderes Mal. Bella von bellaandbooks hätte ich beinahe verpasst, weil ihr Bus Stunden im Stau gestanden ist. Dabei hat sie extra all meine Bücher mitgeschleppt, damit ich sie signiere. Das hat zum Glück noch geklappt und war eines meiner Highlights am Samstag, nachdem der Mitbewohner und ich im hohen Schnee zu Fuß zur Messe laufen mussten, da uns keine Straßenbahn mehr mitnehmen konnte (Turnschuhe = nasse Füße = Messe = uncool).
Die Krönung
Ja, absolute Krönung der LBM18 war dann noch mein Totalausfall. Am Samstagmorgen wurde ich schon immer wieder darauf hingewiesen, dass ich irgendwie nicht ganz fit aussähe. Die Leute haben es mir angesehen, ehe ich es selbst gespürt habe. Irgendwann am Morgen meldete sich ein Ziehen im Bauch, das ich für Hunger hielt und es gnädigerweise mit einer Pizza fütterte. Dann ging es langsam abwärts, sodass der Mitbewohner und ich recht lädiert von der Messe geflohen sind. Ich fühlte mich überfahren, er erkältet. Bis zur Drachennacht wollten wir uns im Hotel ausruhen. Aber soweit kam es gar nicht. Am späten Nachmittag rumpelte es in meinem Magen ziemlich. Da checkte ich immer noch nicht, was los war. Also sind wir in die Stadt gefahren und haben uns etwas zu essen geholt. Zu diesem Zeitpunkt hat mein Körper sich dann echt scheiße angefühlt. Wir haben uns ein Taxi genommen (Taxifahrt des Todes: Taxifahrer, der pausenlos von den Sehenswürdigkeiten erzählt und durch sein Handy scrollt, um mir Fotos von besagten Bauwerken zu zeigen, natürlich während der Fahrt und bei verschneiter Straße) und sind zurück ins Hotel geflohen. Ein kurzes Nickerchen später aß ich dann rückwärts. Ich erspare Euch jetzt die Details wie Farbe und Konsistenz und reduziere meine Erzählung darauf, dass ich mich die ganze Nacht übergeben musste. Nicht nur ein- oder zweimal, nein, ganze zwölfmal. Findet Ihr es komisch, dass ich mitgezählt habe? Nun, ich auch. Aber in dem Moment war das das Einzige, auf das ich mich konzentrieren konnte. Es ging mir noch nie so schlecht. So viel Flüssigkeit in so kurzer Zeit zu verlieren, das ist echt nicht lustig. Irgendwann habe ich nur noch geweint, weil ich mich so hilflos gefühlt habe. Zum Glück war der Mitbewohner bei mir. Er ist mein Held! Er hat mich keine Sekunde aus den Augen gelassen, hat mitten in der Nacht im Hotel Tee organisiert, mir Zwieback vom Frühstück geklaut und fuhr am Sonntag dann in die Stadt, um unsere Wasservorräte aufzustocken. Eigentlich hatten wir auch sonntags fahren wollen. Es schien kurzzeitig auch so, als wäre das möglich. Aber gegen Nachmittag entschied mein Körper: Nö, in Leipzig ist es so toll, hier will ich bleiben. Und alles ging von vorne los.
Heimweh auf höchstem Niveau
Am Sonntagabend war ich nur noch unglücklich. Ich traute mich nicht, mich zu bewegen, weil ich Angst hatte, meinem Körper wieder Anlass zu geben, in irgendeiner unschönen Weise darauf zu reagieren. Ich vermisste mein eigenes Bett, frische Wäsche und den Ausblick auf mein Bücherregal. Und gleichzeitig war ich unendlich dankbar für diesen wunderbaren Mann an meiner Seite, der sich unglaublich um mich gekümmert hat. Am Montag hat er dann alles getoppt, als er mich 700 km in die Heimat gefahren hat, obwohl er es nicht mag, mit meinem Auto zu fahren und obwohl er nie zuvor eine so weite Strecke selbst gefahren ist. Das Schöne: Er hatte sogar richtig Spaß daran. Während er mit 200 über die Autobahn geflogen ist, schlief ich tief und fest oder vegetierte so vor mich hin. Als wir dann ENDLICH die Schweiz erreichten und mein Bett in greifbare Nähe rückte, mein Gott, ich war so dankbar!
DAS ALLERSCHLIMMSTE
Jep, das habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Ich wollte mir auf der Drachennacht unbedingt Lin Rinas Staubchronik kaufen und gegebenenfalls eine Signatur abstauben, aber dazu kam es ja leider nicht. Ich bin immer noch traurig. Ja, ich könnte es mir überall kaufen. Aber es sollte etwas Besonderes sein, etwas, das ich immer mit dem Buch verbinde, wenn ich es in die Hand nehme. Und dieser saublöde Virus hat’s versaut!
Schlimmer geht nimmer
Die Summe all dessen, was wir in diesen wenigen Tagen erlebt haben, lässt mich hoffen, dass es nächstes Jahr nicht schlimmer werden kann. Mein Wort in des Buchmessen-Gottes Ohr!