Am 22.02.18 fand meine dritte Lesung statt. Für mich war das etwas ganz Besonderes, denn a) fand die Lesung am Geburtstag meiner Mutter statt und b) durfte ich sie in meinem allerersten Gymnasium halten, in dem St. Josef Gymnasium in Biesdorf. Ich besuchte die Schule bis Anfang der zehnten Klasse, ehe wir wegzogen. Vergessen habe ich sie nie, denn ich hatte dort eine tolle Zeit. Umso mehr freute ich mich, als ich im November angefragt wurde, die Lesung zu halten.
Die Qual der Wahl
Wie immer war ich lange unschlüssig, wie ich den Abend gestalten sollte. Bei meiner ersten Lesung 2016 war ich so gestresst, dass ich erst eine halbe Stunde vor Beginn der Lesung die Textstellen überflog, die ich eigentlich lesen wollte. Naja, man lernt ja dazu und diesmal hatte ich mehr Plan von dem, was ich da tun wollte. Ich entschied mich, eine etwas kürzere Stelle aus Soul vorzulesen und eine längere Stelle aus Blumenkopf. Zunächst empfand ich die Entscheidung als mutig, weil Soul unter meinen Büchern nach wie vor das Aushängeschild und das am meisten verkaufte Buch ist. Aber ich erwartete ein gemischtes Publikum: junge Schüler und Lehrer. Blumenkopf spricht mit seiner fantasievollen Welt und den skurrilen Figuren erstere an, während ich die älteren Besucher der Lesung mit den versteckten Botschaften unterhalten und zum Nachdenken anregen wollte. Soweit der Plan. Tatsächlich unterhielt ich die Erwachsenen mit etwas anderem, aber dazu später.
Kommt überhaupt jemand?
Gegen halb sieben erreichten der Mitbewohner, meine Eltern und ich unsere alte Schule (ja, unsere, meine Mami machte dort ihr Abitur) und wurden von einer lieben Lehrerin in Empfang genommen, die den Abend organisiert hatte und die ich noch als Leiterin der Theater-AG in Erinnerung hatte. Wir bauten auf, bzw. stapelten ein paar Bücher auf dem Tisch, denn besagte Lehrerin hatte bereits alles vorbereitet und so blieb uns, auf die Gäste zu warten. Das ist immer ein seltsamer Moment. Bei jeder Lesung dachte ich mir: Oh Gott, das will doch eh keiner hören! Und hinterher wurde ich überrascht, wie viele Leute kamen. Bei jeder einzelnen Lesung!
Blumenkopf als Publikumsliebling
Es war seltsam, vor Lehrern zu lesen, die mich dreizehn Jahre zuvor unterrichtet hatten. Aber ich wurde schnell warm, erzählte davon, wie alles begann, berichtete von meiner Masterarbeit und Londons Einfluss auf Lucrum. Dann las ich aus Soul, stellte die Geschichte und das Cover von meinem persönlichen Covergott Alexander Kopainski vor und kam dann zu Blumenkopf. Ja, zu dem Zeitpunkt war ich immer noch ein kleines bisschen unsicher, dass ich den Fokus tatsächlich auf das Märchen setzte. Als die ersten Lacher kamen, gewann ich an Selbstsicherheit. Nie zuvor hatte ich so viel Spaß daran, eine Textstelle aus einem meiner Bücher zu lesen wie bei Blumenkopf. Meine Protagonisten Mr. Flourish und die gute Fee bieten sogar mehr Unterhaltungspotenzial, als ich gedacht hätte. Denn lustig finde ich meine eigene Schreibe irgendwie null. Zu oft gesehen, zu oft überarbeitet, zu oft gelesen. Umso erfrischender ist es, zu erleben, dass sie andere Menschen zum Lachen bringt.
Die Lesung endete mit vielen Gesprächen und signierten Büchern. Es war ein toller Abend, der mich dankbar zurücklässt. Dankbar, dass es Menschen gibt, die meine Bücher lesen und meine Geschichten zum Leben erwecken. Danke, dass Ihr mich auf meinem Weg begleitet ❤